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Programmvorschau
„Sehen Sie nun alle Sendungen im 1. und 2.
im graphischen Überblick.“

Die Vorstellung des täglichen Sendeablaufs des Fernsehens war zwar auch der Programmzeitschrift „FF dabei“ sowie der Tagespresse zu entnehmen, – dennoch ließ man es sich in Adlershof nicht nehmen, dem Fernsehpublikum das Tagesprogramm ansprechend und übersichtlich zu präsentieren. Verbunden mit Moderation und Musik war es dem Zuschauer so mehrmals am Tag möglich, die gewünschte Sendung herauszusuchen – oder sich von den freundlichen Programmsprechern zum Zuschauen verleiten zu lassen.

So wurde viel Wert auf eine niveauvolle Präsentation gelegt – und sogar künstlerisch ging es bei der Programmvorschau zu:












 
Die „graphischen Schriftrollen“

Mit zunehmender Sendestundenanzahl reichte es nicht mehr aus, die wenigen Sendungen des Abends durch eine Programmsprecherin gesammelt ansagen zu lassen. Daher wurde schon bald ein neuer Programmpunkt in den Sendeablauf aufgenommen: Die Programmvorschau. 

Sie bot dem Fernsehzuschauer innerhalb weniger Minuten ein vollständiges Bild des Tages- und Abendprogramms. Beim Fernsehen der DDR war dieser Programmpunkt stets verknüpft mit einer gesprochenen Einleitung durch die diensthabenden Programmsprecher, die auf die Höhepunkte des Programms hinwiesen und mit freundlichem Lächeln die Auswahl für den Fernsehabend erleichtern halfen. – Im Anschluss an diese mündlichen Fernsehtipps erfolgte in der Regel der „vollständige Überblick in schriftlicher Form auf den graphischen Schriftrollen“. – Nun, der Ausdruck mag etwas überhöht klingen, handelte es sich anfangs doch nur um ein abgefilmtes, maschinengeschriebenes „Endlospapier“, das langsam von unten nach oben an der Kamera vorbeigedreht wurde (bis tief in die 70er Jahre hinein ließ sich dieser mechanische Vorgang hin und wieder durch ein unregelmäßiges Wackeln beobachten – oder die Kamera stand etwas schief, so dass Uhrzeiten und Sendetitel am linken Rand beinahe abgeschnitten wurden...).

In den 60er Jahren war es zum Standard geworden, die Vorschaurollen zum Sendebeginn und Sendeschluss sowie zu einem eigens dafür benannten Sendeplatz (gegen 18.10 Uhr) zu senden.

Mit der Eröffnung des 2. Programms (1969) vergrößerte sich die Zahl der Sendeplätze der Programmvorschau, denn nun wurde auf beiden Kanälen auf das gesamte Programm im 1. und 2. hingewiesen. Im neuen 2. Programm hießen die Hinweise jedoch nicht nur „Programmhinweise“, sondern aussagekräftiger „Was – wann – wo“. Zur Unterscheidung waren die Schriftrollen im 1. Programm weiß mit schwarzer Schrift, im 2. dunkel mit weißer Schrift. Ab 1975 blendete man darüber hinaus die Hinweistafeln „TV 1 heute“ und „TV 2 heute“ zur besseren Kenntlichmachung ein.

Programmvorschauen mit vorangehender Moderation gab es nun im 1. Programm zum Sendebeginn (gg. 8.20 Uhr, ab Ende der 70er Jahre gg. 9.10 bzw. 9.20 Uhr; mit Rundfunkhinweisen), am Ende des Vormittagsprogramms sowie zum Beginn des Nachmittagsprogramms (Mo.-Fr.  gegen 12.30 Uhr sowie 15.30 bzw. 16.50 Uhr), um 18.45 Uhr sowie zum Sendeschluss (zwischen 23.00 und 24.00 Uhr). – im 2. Programm liefen die Schriftrollen zum Sendebeginn um 18.40 Uhr (ab Ende der 70er Jahre: 17.30 Uhr) und zum Sendeschluss gegen 22.30 Uhr. In den 80er Jahren erhielt die Vorschau im 2. den Sendetitel „Siehste – bei uns im 2.“ und wurde um 17.30 Uhr und 18.52 Uhr gesendet; sie enthielt keine Schriftrollen mehr, sondern bestand nur noch aus Moderation, Vorschautafeln und kurzen Sendeausschnitten.

Im 1. Programm behielt man auch in den 80er Jahren die schriftliche Gesamtübersicht bei, hatte sich jedoch mit neuer Technik versorgt, die dem Standardausdruck „graphisch“ wesentlich besser entsprach. Nun wurden die „Schriftrollen“ computergestützt erzeugt und farblich und gestalterisch sowie durch die sendereigene Schriftart dem Sendedesign angepasst. Zur Kennzeichnung des jeweiligen Programms wurden im Hintergrund die Ziffern „1.“ und „2.“ eingeblendet (zunächst weiß auf blau-türkisem Grund, ab 1989 dreidimensional hellblau auf kräftig-mittelblauem Grund). Ab 1988 wurden bei besonderen Anlässen auch andere Hintergründe eingefügt (wie z.B. beim FDJ-Pfingstfestival in Berlin 1989). Neben den beibehaltenen Vorschauzeiten wurde ab Ende der 80er Jahre eine erweiterte Abend-Programmvorschau um 19.28 Uhr (kurz vor der Hauptausgabe der Aktuellen Kamera), die aus erweiterter Moderation und Sendeausschnitten bestand und auf Vorschautafeln kurz zusammenfasste, ins Programm genommen. 

All diese technischen Neuerungen ließen die Programmsprecher in den 80er Jahren zumeist von der „graphischen Übersicht“ oder vom „graphischen Überblick“ sprechen, wenn sie nach ihrer Moderation auf den Gesamtüberblick verwiesen. Es kam jedoch immer wieder einmal vor, dass langjährige Ansager, die neue, moderne Präsentation als „Schriftrollen“ bezeichneten...

Wochenvorschauen gab es in den 60er und 70er Jahren am Sonntagmittag; dabei wurden in einer halbstündigen Moderation die Höhepunkte der kommenden Fernsehwoche mit Sendeausschnitten vorgestellt. Ab 1979 erschien diese Vorschauform in einer neuen, gekürzten Form jeweils donnerstags im Vorabendprogramm. Sprecherin Erika Radtke, die in die Programmredaktion gewechselt war, empfahl dem Fernsehpublikum in ihrer Sendung „Dabei“ Filme und andere Fernseh-Höhepunkte des Wochenendprogramms.

 

 

 





Sendebeginn und Sendeschluss

Programmvorschauen zum Sendebeginn und Sendeschluss waren gewissermaßen Pflicht im DDR-Fernsehen. Zu Beginn des Programms ging diesem Programmpunkt in der Regel – zumindest im 1. Programm – die Senderkennung (siehe Kapitel „Logos“) verbunden mit der Fernseh-Uhr voraus. Auch zum Sendeschluss wurde nach der Vorschau die Uhr (analog oder digital) eingeblendet, mit dem Zusatz „Sendeschluss“ (zum Ende des Vormittagsprogramms erschien der Hinweis „Auf Wiedersehen um 15.25 Uhr“). Untermalt waren Sendebeginn und Sendeschluss in der Regel von leichter Instrumentalmusik, gespielt von den vielen Rundfunkorchestern. In den 70er Jahren hatten die Orchesterleiter Günter Gollasch, Jürgen Herrmann und Walter Kubiczek eine Vielzahl von Titeln, deren Klang unverwechselbar war, komponiert und mit ihren Orchestern aufgenommen.

Außerhalb dieser bis zu zehn Minuten langen Umrahmungen von Signet, Vorspann und Vorschau lagen lediglich die vielen Sendungen des DDR-Bildungsfernsehens (ab 1978), die montags-freitags im 1. Programm zwischen 8.00 und 9.00 Uhr sowie in der mittäglichen Sendepause, im 2. Programm zwischen 8.00 und 14.00 Uhr, 15.30 und 17.30 Uhr sowie an einigen Abenden zwischen 18.00 und 18.52 Uhr ausgestrahlt wurden.

 

Das Programm in der „FF dabei“

Die Fernsehprogrammzeitschrift „FF dabei“ veröffentlichte bereits seit den 50er Jahren das gesamte Wochenprogramm von Rundfunk und Fernsehen. Ausgewählte Beispiele sehen Sie hier.





Künstlerische Sendegraphiken

Besonderes Kennzeichen der Programmvorschauen waren die eigens zu diesem Zweck von den graphischen Büros des Adlershofer Fernsehens hergestellten bildlichen Sendegraphiken. Viele dieser Tafeln, die zumeist während der Vorschaumoderation eingeblendet oder vor Beginn der Sendung eingeblendet wurden, waren kleine künstlerische Meisterwerke, deren Wert jedoch nie ausreichend gewürdigt werden konnten, waren sie in der Regel doch nur für 10-20 Sekunden eingeblendet.

Die Bandbreite dieser Tafeln reichte von karikaturähnlicher Zeichnung über Malerei und Fotografie bis hin zu graphischen Kompositionen, bei denen die Elemente Schrift und Bild stets auf eine neue Weise miteinander verbunden wurden. Eine vorgegebene Stilrichtung gab es für diese „Miniaturen“ nicht und so entwickelten sie eine Vielfalt für die bei anderen Sendern oft nur als Beiwerk betrachtete Programmvorschau.

Ende der 80er Jahre hatte man sich in der Programmredaktion offenbar von dieser künstlerischen Note inspirieren lassen und schrieb über mehrere Jahre einen „Zuschauer-Malwettbewerb“ aus, an dem sich Hunderte von Bürgern rege beteiligten. Es war der Moderation der 18.45-Vorschau im 1. Programm vorbehalten, dem Publikum die eingesandten Beiträge mit einer musikalischen Untermalung zu präsentieren. Eine Jury wählte zum Jahresende die Preisträger des Wettbewerbs vor, die in einer eigenen Sendung vorgestellt wurden.

 

 

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