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Erinnern Sie sich...?
Weitere Höhepunkte des Adlershofer Fernsehens 

Nicht erst nach der Abwicklung des Fernsehens der DDR gerieten einige Sendungen zum „Kult“. Oft war es die bestechende Einfachheit der Programme, die die Zuschauer in ihren Bann zog, – es gab aber auch viel Einfallsreichtum, der viele Sendungen zu unverwechselbaren Markenzeichen des Fernsehens machte.




  Hannelore Neumann, Bürgermeister von Spremberg


„Porträt per Telefon“

Diese Sendung hatte eine hohe Zuschauerbeteiligung. Heinz Florian Oertel, ansonsten legendärer Sportmoderator des Fernsehens und schon seit den 50er Jahren im Rundfunk der DDR, stellte hier sein Können als Journalist und Unterhalter unter Beweis. Die erste Sendung wurde im November 1969 ausgestrahlt und blieb bis zum Herbst 1989 im Programm – mit 20 Jahren Laufzeit gehört sie damit zu den ältesten Sendungen des deutschsprachigen Fernsehens und rangiert gleichzeitig als älteste regelmäßige „Talkshow“.

Einmal monatlich ging „Porträt per Telefon“ zur Hauptsendezeit (nach 20.00 Uhr) über die Sender des 1. Programms. Akustisches Kennzeichen war das Freizeichen des Telefons, verbunden mit einer orchestrierten Erkennungsmelodie. Heinz Florian Oertel gelang es dabei jedesmal, einen interessanten Gast aus Politik, Wissenschaft, Kultur und natürlich auch Sport vor die Kamera zu holen und diesen charmant, mit Humor und mit Sachverstand zu porträtieren. Unter den Gästen waren u.a. die Schauspieler Agnes Kraus, Gisela May und Günther Schubert, – Katharina Witt, Jan Hoffmann (beide DDR-, Europa- und Weltmeister im Eiskunstlauf) Gustav „Täve“ Schur (Radfahrer und Gewinner der Friedensfahrt), – sowie Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. 

Ein besonderes Kennzeichen der Sendung bestand darin, dass sich die Fernsehzuschauer über die Telefonnummern Berlin 67 13 und 67 14 (später: 676 23 23)an der Sendung beteiligen konnten. Moderator Oertel gab die Fragen, die in den im Studio befindlichen Telefonkabinen aufgenommen wurden, dann an den Gast weiter. Jede Sendung endete damit, dass sich der Gast auf der großen Autogrammwand verewigte (ein leider nicht mehr vorhandenes Zeugnis der DDR-Fernsehgeschichte) und mit guten Wünschen und einem Blumenstrauß verabschiedet wurde.

 










„Tele-Lotto“ und
„Gewinnzahlen der Woche“

Lotto gab es in der DDR bereits in den 60er Jahren. Bekannt waren die Spielarten 5 aus 90 (bis 1972, besungen in dem Schlager „90 kleine Lottozahlen“ von Bert Hendrix/VRP im Jahre 1969), 5 aus 45 sowie 6 aus 49 (diese Spielart wurde in zwei Ziehungen durchgeführt).

Im Januar 1972 jedoch ging eine neue Spielart an den Start: 5 aus 35. Ihr war die Sendung „Tele-Lotto“ gewidmet, die jeden Sonntag um 19.00 Uhr für eine knappe halbe Stunde im 1. Programm ausgestrahlt wurde (bis 1990 wurde sie auch im DFF gesendet, bis die Spielart eingestellt wurde; danach wurden lediglich die Ziehungsergebnisse der dann gültigen Spielarten verlesen). „Tele-Lotto“ eroberte sich bald einen festen Zuschauerplatz, denn ein Spannungs- und Unterhaltungswert wurde von dieser Sendung garantiert. Moderiert wurde die Sendung von Schauspielern, Unterhaltungskünstlern, Sportlern und bekannten Fernsehgesichtern. Einige von ihnen waren mit den Jahren auch mehrmals zu Gast.

Zum „Kult“ geriet „Tele-Lotto“ durch die Ziehungsanlage aus Glasfaser-Polyester (Durchmesser: 2 Meter, Höhe: 1,30 Meter), die einer Schnecke glich und von deren oberem Teil eine Holzkugel herunterrollte, die dann einen der 35 Zahlenkegel umklappte. Gezogen wurde die jeweilige Zahl von den sich ebenfalls im Studio befindlichen Ziehungsleitern; häufig war dies Walter Rohr vom VEB Wettspielbetriebe (auch ein Notar – zumeist Sabine Herrmann, Leiterin des Staatlichen Notariats von Berlin – war während der Sendung zugegen). Mithilfe eines Knopfes wurde der Mechanismus bedient, der die die Kugel (hörbar) im Inneren der Ziehungsanlage heraufbewegte, bis sie von selbst herunterrollte. Die Nummer des umgefallenen Kegels wurde danach vom Ziehungsleiter verkündet und der Moderator kündigte danach die mit dieser Zahl verknüpfte Rubrik sowie den dazu gehörigen Unterhaltunsbeitrag aus den Fernseharchiven (Dauer: 2-4 Minuten) an. – Besondere Spannung entstand immer dann, wenn die Kugel zwischen zwei Kegeln ins Leere lief... – die so genannten „Durchläufer“; in solch einem Falle wurde noch einmal gedrückt und beispielsweise verkündet: „Die dritte Kugel rollt“.

Liste der „Tele-Lotto“-Unterhaltungsrubriken:

 1 – Anekdote
 2 – Aus alten Filmen
 3 – Ballett
 4 – Blasmusik
 5 – Chansons
 6 – Ensemble der Welt
 7 – Evergreens
 8 – Fernsehspiel
 9 – Filmspaß
10 – Frecher Zeichenstift
11 – Große Mimen
12 – Große Stimmen
13 – Heitere Verse
14 – Humor
15 – Jazz
16 – Junge Talente
17 – Komödie
18 – Kuriositäten
19 – Kurzkrimi
20 – Marschmusik
21 – Musical
22 – Oper
23 – Operette
24 – Schlager
25 – Sensationen
26 – Shanties
27 – Singeclub
28 – Spielfilm
29 – Sport
30 – Tanz
31 – Tierwelt
32 – Trickfilm
33 – Unterhaltungsmusik
34 – Volksmusik
35 – Zirkus

Ende der 80er Jahre wurde die Ziehungsanlage modernisiert und durch einen Glasbehälter ersetzt, in dem die Kugeln per Fliehkraft durcheinandergewirbelt wurden, bis nach dem Umdrehungsstopp eine Kugel durch den Glaszylinder herunterfiel. Dieses Gerät wurde auch für die neue „Tele-Lotto-Mittwochsziehung“ verwendet, die um 18. 52 Uhr im 2. Programm lief. Ein modernisiertes Logo erhielt „Tele-Lotto“ ebenfalls, der beliebte „Kegelmann“, den es auch als Plastikfigur gab,  erschien von da an nicht mehr auf der Bildfläche.

Die Ziehung der anderen Spielarten war ebenfalls sonntags, aber schon um 18.40 Uhr im Programm. Die dortige Ziehung wurde von den diensthabenden Programmsprechern moderiert (auf die Vorstellung des Ziehungsleiters und des Notars wurde in den 80er Jahren verzichtet). Alle Ergebnisse der Lotto-Ziehungen wurden am Schluss der „Tele-Lotto“-Sendung verlesen und auch zum Sendeschluss im 1. und 2. Programm (vor der Programmvorschau für den nächsten Tag) erschienen die Glückszahlen noch einmal auf dem Bildschirm.




 

„Medizin nach Noten“

Um die Bürger der DDR zu mehr körperlicher Aktivität anzuregen, wurde diese Sendung Anfang der 60er Jahre ins Programm genommen. Zunächst wurde die zehnminütige Schwarzweiß-Sendung nur zum Sendebeginn (gg. 9.50 Uhr, später gg. 7.45 bzw. 8.15 Uhr) ausgestrahlt, in den 70er Jahren auch im Vorabendprogramm (gg. 17.30 oder 18.00 Uhr). Die erste Sendeform wurde im Sendestudio aufgezeichnet und enthielt etwa 30 verschieden Folgen, die täglich wechselten. Angeleitet und moderiert wurden die Übungen durch eine Sportmedizinerin, ausgeführt wurden sie von zwei bis drei weiblichen Gymnastinnen. In dieser Sendeform war „Medizin nach Noten“ bis Ende der 70er Jahre im Programm. Dann wurde die Sendung eingestellt.

1985 erschien „Medizin nach Noten“ jedoch wieder auf dem Bildschirm – nun in Farbe und mit aufwendigerer Gestaltung. Aufgezeichnet wurden die Sendungen in der großen Halle des SEZ Berlin (Sport- und Erholungszentrum), Leninallee Ecke Dimitroffstraße im Stadtbezirk Friedrichshain. Auf einem Podest wurden die Übungen angeleitet durch jeweils einen sportlich ausgebildeten Übungsleiter, moderiert wurde sie zumeist auf dem Off (lediglich zu Beginn waren Moderator oder Moderatorin zu sehen). Um die Breitenwirkung des Sports anschaulicher und erlebbarer zu gestalten, wurden die Übungen nun von einer großen Gruppe von 30-40 Teilnehmern nahezu jeden Alters ausgeführt. Musikalisch untermalt wurden die einzelnen Übungen durch Titel des nationalen wie auch des internationalen Katalogs. Ausgestrahlt wurde „Medizin nach Noten“ weiterhin zum Sendebeginn des 1. Programms um 9.15 Uhr sowie im Nachmittagsprogramm des 1. Programms (Mo-Fr. 16.50 Uhr) und um 17.35 Uhr zum Sendebeginn des 2. Programms.

Die Sendung „Mach mit – bleib fit“ erschien in den 70er Jahren ein- bis zweimal monatlich auf dem Bildschirm und vermittelte neben Tipps zur gesunden Lebensweise Eindrücke von und Anregungen zur „Mach-mit“-Bewegung, die der körperlichen Gesunderhaltung der Bürger durch Breitensport-Initiativen diente.




Das Lehrbuch zur Sendung

 

„English for you“

Zweieienhalb Jahre, nachdem der Sprachlehrgang „Russisch für Sie“ seine Premiere im Fernsehen hatte, ging im September 1966 der Fernseh-Sprachkurs „English for you“ auf Sendung. Er bestand aus 51 Folgen und richtete sich vornehmlich an Schüler der Klassenstufen 7 und 8, aber auch an Erwachsene. Inhalte der Sendungen waren neben gebräuchlichen Alltagsszenen auch Situationen aus dem Alltag im kapitalistischen Großbritannien. So wurde auf die Schwierigkeiten der Gewerkschaftstätigkeit ebenso eingegangen wie auch auf soziale Probleme.

Moderiert wurde „English for you“ von Diana Loeser, die bereits in den 50er Jahren in die DDR übergesiedelt war. Sie begrüßte die Zuschauer stets mit der Wendung „Hello, viewers. This is another lesson of English for you“. Ihr korrektes Äußeres mit dezentem Kostüm und typischer 60er Jahre Brille wurde zum unvergesslichen Fernseherlebnis. In den Spielszenen wirkte das englische Paar Tom und Peggy in den Hauptrollen mit. Beide Schauspieler, Alan Clarke und Valerie Lester, lebten in den 60er Jahren in der DDR. Einige wenige Szenen wurden an Originalschauplätzen in London und Coventry gedreht. 

Neben den gespielten Szenen bestand die Lektion aus Aussprache- und grammatischen Übungen, die von Diana Loeser geleitet wurden. Zur Darstellung von Kernsätzen und grammatischen Phänomenen diente eine Flanelltafel, an die Wörter und Sätze angeheftet wurden, sowie gezeichnete Standbilder, die zur Wiederholung des in der Spielszene behandelten Wortschatzes dienten. „Say after me, please“, war eine häufige verwendete Aufforderung Diana Loesers zum Nachsprechen wichtiger Wendungen.

Ab 1978 wurde „English for you“ neu überarbeitet (53 Folgen, ebenfalls schwarz/weiß) ausgestrahlt und mit einem neuen Lektor (ebenfalls aus Großbritannien) und einem neuen Schauspielerpaar („Dave und Jenny“) besetzt. Die Struktur von Dialogen und Studioszenen wurden weitestgehend beibehalten, allerdings wurden mehr Spielszenen als vorher  in Großbritannien gedreht. Die Sendungen wurden bis 1989 mehrmals wöchentlich (je 3 Ausstrahlungen pro Klassenstufe) gesendet.

 

 

„DDR-Bildungsfernsehen“

Bereits seit 1961 strahlte das Fernsehen der DDR Bildungsprogramme sowohl für die Schule als auch für die Erwachsenenbildung aus – zunächst unter dem Titel „Fernsehakademie“. Für den Gebrauch im Schulunterricht wurden dabei mit Einzelsendungen oder Sendereihen (letztere vornehmlich zum mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht) nahezu alle Fächer unterstützt.

Seit Mitte der 70er Jahre erhielt das Bildungsfernsehen für die Schule eine erweiterte Konzeption. Mit neugestalteten Sendungen von 20-25 Minuten Dauer wurden so ab 1976/77 nahezu alle Unterrichtsfächer für viele Jahrgangsstufen mit mehreren Sendungen ergänzt und gleichzeitig auf die Stundenpläne und Lehrpläne abgestimmt. Insbesondere das 2. Programm sendete von Montag-Freitag ab morgens zahlreiche Sendungen des Bildungsfernsehens (etwa 6-12 pro Tag). Sie konnten dadurch im Schulverlauf direkt eingeschaltet und zur medialen Ergänzung des Unterrichts verwendet werden. Jede Sendung wurde wöchentlich 2-10mal gesendet (teilweise auch im 1. Programm zwischen 7.55 und 9.10 Uhr); einige Sendungen verblieben über mehrere Wochen im Sendeangebot.

Auch die Sprachlehrgänge „Wir sprechen Russisch“ (9./10. Klasse) und „English for you“ (7./8. Klasse) gehörten fortan zum Angebot des DDR-Bildungsfernsehens und wurden pro Jahrgangsstufe 4mal wöchentlich im 1. und 2. Programm ausgestrahlt.

Um die Sendungen für Pädagogen im Unterricht einsetzbar zu machen, sendete das 2. Programm in den Nachmittagsstunden Vorabsendungen der in den kommenden Wochen gesendeten Folgen.

Sehen Sie in der folgenden Übersicht eine Auswahl der Sendungen des DDR-Bildungsfernsehens.

 


... und demnächst auf dieser Seite:

„Tausend Tele-Tips“

„Die Fernseh-Urania“

„Berlin original“

„Telestudio West“ und
„Treffpunkt Berlin“

„Antworten“, 
„Die Fernseh-Pressekonferenz“ und
„In eigener Sache“

„Für Freunde der russischen Sprache“

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