Geschichte des Rundfunks der DDR

 

1945-1960

In den Jahren 1945-1949 war der noch im Aufbau befindliche Rundfunk noch in regionale Einheiten gegliedert, die erst in den Folgejahren zu einer einheitlichen Struktur zusammengeführt wurden. Unter der Führung der Generalintendanz des Demokratischen Rundfunks existierten zunächst drei Sendergruppen:
• „Berliner Rundfunk“ sowie die Sender Potsdam, Schwerin und Rostock
• Sender Leipzig, Dresden, Weimar, Halle mit den Studios Chemnitz und Magdeburg
• „Deutschlandsender“ (DLS, ab 01.05.1949) mit einem Programm für Westdeutschland.

Seit Ende 1949 wurden die Programme des Demokratischen Rundfunks an neuen Orten in der Hauptstadt der DDR, Berlin, hergestellt und gesendet. Im Juni 1952 war das neue Funkhaus in der Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben worden; von hier aus gingen von nun ab alle Rundfunkprogramme in die Republik hinaus.

Im September 1952 wurde der Rundfunk in der DDR neu organisiert und in einer einheitlichen Intendanz, die in Berlin ansässig war, zusammengefasst. Es entstand das Staatliche Rundfunkkomitee beim Ministerrat der DDR. In den Sendeflächen entstand die folgende Programmstruktur:
• Sender „Berlin I“ (vormals „Berliner Rundfunk“, Sender Schwerin und Weimar, DLS-Kurzwelle) als Programm mit politischem Schwerpunkt
• Sender „Berlin II“ (vormals Sender Dresden, Halle, DLS-Langwelle) als Bildungs- und Gesellschaftsprogramm
• Sender „Berlin III“ (vormals Sender Leipzig, Berlin) als Unterhaltungsprogramm.

Im August 1953 wurde diese Struktur jedoch einer neuerlichen Bearbeitung unterzogen und in eine neue Form überführt, bei der es auch wieder mehrere Intendanzen sowie stärkere regionale Ausrichtungen gab:
• „Berliner Rundfunk“ (Juni 1954-September 1955 „Berlin, 1. Programm“, Unterhaltung und Information, mit Schwerpunkt auf das Geschehen in Berlin, Hauptstadt der DDR)
• „Radio DDR“ (Juni 1954-September 1955 „Berlin, 2. Programm“, Mischprogramm mit Schwerpunkt auf das Geschehen in der DDR, mit Regionalsendungen)
• „Deutschlandsender“ (Programm mit „gesamtdeutschem“ Inhalt“)
In den folgenden Jahren erweiterte sich das Senderangebot mit der „Berliner Welle“ (Februar 1958, bis Dezember 1959 das 2. Programm des „Berliner Rundfunks“), die sich auch an Hörer in Westberlin wandte, sowie „Radio Berlin International“ (Mai 1959, Sendungen bereits ab April 1956), das eine weltweite Hörerschaft mit Berichten und Informationen über die DDR versorgte. Von wenigen Stunden täglich erweiterte sich die Sendezeit auf über 300 Stunden wöchentlich.

Durch die fortschreitende Ergänzung des Rundfunknetzes mit UKW-Sendern konnte im Oktober 1958 ein erweitertes Angebot erreicht werden: „Radio DDR“ erhielt ab sofort zwei Sendernetze. „Radio DDR I“ übernahm die Rolle des nationalen Vollprogramms mit Information und Unterhaltung, während „Radio DDR II“ vorwiegend klassische Musik sowie Bildungsprogramme ausstrahlte; in den Morgenstunden (Mo.-Sa. 5.10 bzw. 6.10-10:00 Uhr) strahlte das neue Programm die Frühprogramme der Bezirkssender Leipzig, Halle/Magdeburg, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Weimar/Gera/Suhl, Schwerin, Neubrandenburg, Rostock, Cottbus (auch mit Sendungen in sorbischer Sprache), Frankfurt/Oder und Potsdam aus. Bis Mitte der 60er Jahre waren alle Sender nahezu republikweit über UKW-Frequenzen – und in den 70er Jahren auch zunehmend in Stereo-Qualität – zu empfangen.

1960-1970

Mit dem „Deutschlandtreffen“ der Jugend im August 1964 in Berlin gab der „Berliner Rundfunk“ mehr Raum für die Hörerbedürfnisse der jungen Generation. Montags bis freitags sendete von nun an das „Jugendradio DT64“ auf den Wellen des „Berliner Rundfunks“ (16.00-19.00 Uhr) und wurde über alle Jahre zu einem wachsenden Erfolg – nicht nur bei jugendlichen Hörern.

Im Mai 1966 ging die „Radio-DDR-Ferienwelle“ auf Sendung. Sie wurde vorwiegend vom Bezirkssender Rostock verantwortet und in den Monaten Mai-Oktober tagsüber über die UKW-Frequenzen von „Radio DDR II“ in den Nordbezirken sowie eine Mittelwellenfrequenz abgestrahlt. In Leipzig nahm das „Messeradio“ seinen Betrieb auf und unterrichtete während der Frühjahrs- und Herbstmesse über das Messegeschehen.

1968 wurde der Bereich Fernsehen vom bisher gemeinsamen Komitee für Rundfunkwesen getrennt. Für die Rundfunkversorgung in der Hauptstadt Berlin war die Inbetriebnahme des Berliner UKW- und Fernsehturms am 03.10.1969 ein wichtiger Meilenstein.

1970-1989

Im November 1972 wurden die Programme des „Deutschlandsenders“ und der „Berliner Welle“ zum neuen Sender „Stimme der DDR“ zusammengelegt. Er sendete als ein neues Vollprogramm mit unterhaltsamer und ernster Musik sowie Information. Die drei nationalen Vollprogramme „Radio DDR I“, „Stimme der DDR“ und „Berliner Rundfunk“ erzielten durch etwa zwei Drittel Musikprogramme am jeweiligen Programmschema eine hohe Hörerbeteiligung, das letzte Drittel bestand aus Wortbeiträgen, vornehmlich aktuellen Nachrichten, die zumeist stündlich ausgestrahlt wurden, sowie Hintergrundberichten.

Der Erfolg des „Jugendradios DT64“ führte im März 1986 zu einer bemerkenswerten Ausweitung der Sendezeit, als es eigene Frequenzen zugewiesen bekam und als fünftes Radioprogramm der DDR von 13.00-24.00 Uhr sendete (Versuchssendungen für das eigenständige Jugendprogramm hatte es bereits seit 1981 gegeben). Bei der Programmreform vom Dezember 1987 erweiterte „DT64“ seine Sendefläche abermals und sendete fortan ein 20-Stunden-Programm (4.00-24.00 Uhr). Gleichzeitig erhielten die Programme der Bezirksstudios auf „Radio DDR II“ eine erweiterte Sendefläche von 4.00-13.00 Uhr. Sie sendeten größtenteils eigene Beiträge, einzelne Studios schlossen sich jedoch auch zeitweise zu Gemeinschaftssendungen zusammen. Da sich im Fernsehen der DDR das bereits 1978 eingeführte Bildungsfernsehen mehr und mehr für die Arbeit an den Schulen bewährt hatte, wurden die Sendungen des Schulfunks auf „Radio DDR II“ mit der Programmreform eingestellt. In den drei Vollprogrammen wurde der Unterhaltungs- und Musikanteil noch erweitert, sodass er dort 70 bis 80 Prozent erreichte.

Die Abwicklung

Die veränderten politischen Verhältnisse in der DDR führten ab Dezember 1989 zu veränderten Sendeinhalten. Am 30.11.1989 waren die Staatlichen Komitees für Rundfunk und Fernsehen beim Ministerrat der DDR aufgelöst worden. Nach und nach wurde die Rundfunkstruktur der DDR aufgebrochen und westlichen Inhalten sowie dem Rundfunksystem der BRD (und Westberlins) angepasst. Bereits ab April 1990 sendete „Radio DDR I“ unter der neuen (nicht ganz zutreffenden) Bezeichnung „Radio aktuell“, in dem Werbeblöcke und westliche Musikgestaltung den Schwerpunkt bildeten. „Radio DDR II“ und „Stimme der DDR“ (ab Februar 1990 „Deutschlandsender“) wurden zum Kulturprogramm „DS Kultur“ zusammengefasst und in den neu gestalteten Ländern nahmen jeweils 1-2 regionale Programme ihren Betrieb auf (zumeist auf frei gewordenen „Berliner Rundfunk“- und „Radio DDR II“-Frequenzen). Am letzten Tag des Bestehens der DDR stellte „Radio Berlin International“ am 02.10.1990 seine Sendungen ein. Der „Berliner Rundfunk“ (nun nur noch auf der Berliner UKW-Frequenz 91,4 zu empfangen) und „Radio aktuell“ sendeten als private werbefinanzierte Sender weiter („Radio aktuell“ wurde 1991 eingestellt); ihre teils frei gewordenen Frequenzen wurden zumeist Kommerz-Sendern zugesprochen. Auch das „Jugendradio DT64“ wurde in seinen Frequenzen stark beschnitten, was zu heftigen Protesten jugendlicher Hörer führte. 1993 wurde es eingestellt und in das MDR-Programm „Sputnik“ überführt.